Wenn ich mit meinen Kunden im Coaching deren Reden/Vorträge/Präsentationen erarbeite, stellt sich immer wieder die Frage, ob sie diese vor dem Halten auswendig lernen sollten oder lieber freisprechen. Grundsätzlich geht es immer darum, wie sich meine Kunden später auf der Bühne am wohlsten fühlen. Beide Strategien haben ihre Vor- und Nachteile.

 

Auswendiglernen

Wenn meine Kunden sehr  unsicher sind,  haben sie oft das Gefühl mit dem Auswendig lernen, auf der sicheren Seite zu sein. 

Das stimmt natürlich zum Teil auch. Insbesondere, wenn du nur einen genau definierten Slot hast, also genau vorgegeben ist, wie viel Zeit dir zur Verfügung steht, kannst du diese Zeit so bestmöglich nutzen, da du mit dem Auswendiglernen vorher schon ganz genau weißt, wie lange du dann für deinen Vortrag brauchen wirst.

Auch, wenn du in deiner Präsentation schwierigere oder komplexere Zusammenhänge erklären möchtest, ist es oft einfacher, wenn du diese vorher schon ausformulierst. So bist du sicher, dass deine Zuhörer dir auch wirklich gut folgen können und verstehen, von was du sprichst.

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Deine Rede auswendig zu lernen hat aber auch einige Nachteile.

  • An erster Stelle: du musst sie auswendig lernen! Und das ist gar nicht so einfach. Für einer Rede von ca. 20 Minuten wirst du sicher mindestens eine Woche lang jeden Tag eine Stunde lernen dürfen. Zunächst, bist du wirklich alles auswendig kannst und dann auch noch, bis du es so sprechen kannst, dass es nicht mehr auswendig gelernt klingt.

 

  • Und das ist schon das zweite Problem: den wenigsten Rednern gelingt es eine Rede so zu sprechen, dass sie nicht auswendig gelernt klingt. Klingt eine Rede aber auswendig gelernt, wirkt sie immer ein wenig distanzier und unpersönlich statt lebendig und nahbar. Die Redner sprechen dann ZU ihren Zuhörern und nicht MIT ihren Zuhörern (zumindest hört es sich so an).

 

  • Ein letzter Nachteil ist natürlich auch die Gefahr eines „Hängers“, dass du also nicht mehr weiter weißt. Ist dein Flow unterbrochen, fällt es dann oft besonders schwer, wieder einen Einstieg zu finden.

 

Freisprechen

Ich persönlich finde es besser, freizusprechen. Wobei „frei“ bedeutet, im Moment der Präsentation selbst keinen vorher ausformulierten Text wiederzugeben. Freisprechen heißt nicht unvorbereitet zu sprechen!

Wer frei spricht klingt immer frisch und lebendig, so als würde er oder sie vielleicht gerade laut denken und direkt mit dem Publikum reden. Freizusprechen lässt dir die Möglichkeit für Spontanität und ein Reagieren auf die Energie im Raum. Aber auch hier gibt es natürlich einige Tücken:

 

  • es kann passieren, dass dir die Worte nicht einfallen, um deine zentrale Idee/ deine Erklärung usw auszudrücken oder dir einfach ein bestimmter Fachbegriff gerade nicht einfällt.

 

  • Du kannst etwas Wichtiges vergessen, was du eigentlich deinen Zuhörern unbedingt mitgeben wolltest.

 

  • Du kannst dich leichter in der Zeit verschätzen, denn wenn du gerade so im Fluss bist und in deiner Vortragsweise sehr spontan bist, fällt dir vielleicht noch das ein oder andere ein und auf einmal ist die vorgegebene Zeit um und du erst bei der Hälfte deines Vortrags.

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Deswegen sind auch freigesprochen Reden vorher immer zu üben! So kannst du zum Beispiel verschiedene Sprachliche Versionen deines Kerngedankens einüben. Fällt dir dann im Vortrag die „eigentliche“ Erklärung nicht ein, kann dein Gehirn blitzschnell auf eine andere Variante zurückgreifen.

Auch die Übergänge von einem Thema/ Argument/ Modul deiner Rede zum nächsten solltest du sehr gut üben: so wird die Gefahr, etwas zu vergessen deutlich minimiert. Außerdem darfst du dir hier auch bewusst machen, dass außer dir ja niemand weiß, was du vergessen hast, deinen Zuhörern zu sagen. Das fällt niemandem auf!

Durch das vorherige Üben weißt du auch, wie lange du ungefähr brauchen wirst. Wenn du von vornherein nur 90% deiner dir zur Verfügung stehenden Zeit verplanst, bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite.

Das regelmäßige Üben bewirkt auch ein unbewusstes Lernen, das heißt, dein Gehirn merkt sich die Formulierungen und kann sie leicht abrufen, ohne dass du sie wirklich auswendig gelernt hast oder auswendig sprichst. Dein Kopf bleibt dann im Vortrag frei, um sich auf die Zuhörer zu konzentrieren.

 

Steine im Fluss 

Was du immer tun kannst, ist dir auf Karteikarten Stichpunkte zu notieren, an denen du dich entlang hangeln kannst. Dein Publikum nimmt es dir auch nicht übel, wenn du kurz Innehältst, um nachzuschauen, an welcher Stelle deines Vortrag du jetzt bist, bzw, wie es weitergeht.

Falls du zu deiner Präsentation Folien nutzt, ist es keine gute Idee, diese als Stütze herzunehmen und alles abzulesen. Da fühlen sich deine Zuhörer dann ganz schnell wie beim „betreuten Lesen“, was nicht gerade für dein Vertrauen in ihre Intelligenz spricht 😉

Du könntest allerdings überlegen, im Rahmen der Präsentation Bilder für jedes neue Modul zu benutzen, bei deren Erscheinen auf der Leinwand du dich dann selbst daran erinnerst, was als nächstes kommt. 

Vera Birkenbihl hat eine ähnliche Methode empfohlen, die sie „Steine im Fluss“ nannte. Wie du ein einem Fluss von Stein zu Stein hüpfen kannst, um trocken zu bleiben, kannst du dir in deinen Vortrag „Steine“ setzen, an denen du dich bildlich weiterhangeln kannst. Das können eben entweder die Stichpunkte auf der Karteikarte sein oder auch eine Einteilung in 5 Schritte oder einige Kernaussagen, die du auswendig kannst und im Verlauf deines Vortrags „abhüpfst“.

 

Und: den ersten und letzten Satz deines Vortrags solltest du immer auswendig wissen. Das erleichtert dir den Start in deinen Vortrag ungemein, gibt dir Sicherheit und du weißt, dass auch das Ende deines Vortrags ein Gelungenes sein wird, statt nur ein fades „Danke für Ihre Aufmerksamkeit“.

 

Um das Freisprechen für dich angenehmer zu machen, hilft dir vielleicht auch die Vorstellung, nicht vor Zuhörern, sondern in einer lockeren Runde mit Freunden zusammenzustehen. Dort nutzt du auch das ganz normale gesprochen Wort und verkünstelst dich nicht in hochgestochener Sprache. Du kannst dir auch vorstellen, dass du tatsächlich nur mit einem Menschen sprichst – dabei hilft es dir, im Vortrag selbst dann auch wirklich immer wieder konkret eine Person anzusehen und „mit ihr zu sprechen.“

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Zum Abschluss noch 3 Übungen, die dir helfen das Freisprechen zu üben:

 

 

1. Assoziationsketten bilden

Dieses Spiel kennst du vielleicht noch aus der Schule (oder auch vom „Schuh des Manitu“ 😉 : Du beginnst mit irgendeinem Wort und sagst dazu einen Satz. Mit dem letzten Nomen des Satzes bildest du dann wieder einen neuen, um dann mit dem letzten Wort aus diesem wiederum einen neuen Satz zu bilden. Diese Übung hilft deinem Gehirn besser und leichter zu assoziieren und damit auch im freien Vortrag schneller und flexibler neue Begriffe zu finden.

 

2. Improvisieren

Suche dir irgendein Wort (oder lass es dir wie im Impro-Theater zurufen)  und sage etwas dazu. Erzähle, ws dir an Daten und Fakten dazu einfällt, philosophiere etwas darüber usw.  Auch das hilft deinem Gehirn dabei flexibler zu werden und zB bei einem Hänger in deinem Vortrag, schneller wieder in die Spur zu kommen.

 

Die beiden Übungen fallen dir übrigens noch leichter, wenn du die Fakten oder Geschichten, die du zu den Begriffen erzählst, mit etwas persönlich Erlebten verbindest, die Geschichte, die man erzählt, mit persönlich erlebten verknüpfst. Hast du also zum Beispiel das Wort „Bauernhof“ gewählt, dann fallen dir dazu spontan ein paar Tiere und vielleicht noch der Traktor ein und das war es schon. Fängst du aber an über die Tiere zu sprechen und verbindest das damit, dass du als Kind eine Katze hattest, die du sehr geliebt hast usw dann merkst du sehr schnell, dass du viel mehr assoziieren bzw improvisieren kannst.

 

3. So oft wie möglich frei sprechen!

Nutze jede Möglichkeit, die sich dir bietet, um zu üben und dich zu verbessern. Je öfter du sprichst, um so leichter wird es dir fallen.

 

Viel Spaß dabei! Und wenn du Unterstützung brauchst: ich bin für dich da!

 

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